Musicals „Elisabeth“: Roberta Valentini ist eine eindringliche Sissi - WELT (2025)

Der Tod ist im Musical „Elisabeth“ Sissis ständiger Begleiter. Bei der gelungenen Premiere des Stücks im Hamburger Mehr! Theater war auch die Ururenkelin der Kaiserin von Österreich-Ungarn anwesend.

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Ob sie nun wirklich die „wahre“ Geschichte der legendären Kaiserin Sissi erzählen, wie die Macher des Musicals „Elisabeth“ kühn behaupten, muss dahingestellt bleiben. Zumindest aber ist ihre publikumswirksame Musicalbiografie eine mögliche, glaubhafte und in Teilen sogar subtile Interpretation von Sissis Wesen und Leiden. All das natürlich unter der für die Branche unverzichtbaren Voraussetzung, ein breites Publikum zu unterhalten, den Ernst mit Spaß zu würzen sowie Gut und Böse klar voneinander zu trennen.

Am Freitag nun hatte die Tourneefassung des 1992 in Wien uraufgeführten Musicals auf Basis der Originalfassung der Vereinigten Bühnen Wien im Hamburger Theater am Großmarkt Premiere. Die Produktion läuft noch bis zum 27. März und wird in einer im Vergleich zur kurz zuvor realisierten Berliner Aufführungsserie hier nun komplett und nicht mit einigen produktionstechnischen Einschränkungen präsentiert. Der Berliner Admiralspalast nämlich hatte nicht so gute technische und räumliche Möglichkeiten wie das neue Hamburger Theater am Großmarkt geboten.

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Zur Hamburg-Premiere war auch die Ururenkelin der Kaiserin von Österreich-Ungarn, die Erzherzogin Margaretha von Habsburg-Lothringen erschienen, die schon seit 25 Jahren den Erfolg von Michael Kunzes und Sylvester Levays Musical mit Bewunderung, aber auch mit Staunen verfolgt. „Der ganze Rummel um Sissi, der nach so lange Zeit immer noch ungebrochen ist“, sagt die Habsburgerin, „überrascht mich selbst. Diese Frau ist und muss einfach faszinierend gewesen sein.“

Der Mörder er Kaiserin führt durch das Stück

Nicht nur die bislang elf Millionen Zuschauer, die die Tragödie der Sissi in der Musicalfiktion kennen gelernt haben, auch etliche Historiker rätseln bis heute, warum die so vielversprechende Ehe der Wittelsbacherin und Cousine König Ludwigs II. mit dem Habsburger Kaiser Franz Joseph in einer solchen Tragödie hatte enden müssen. Im Musical wird dafür eine verborgene Todessehnsucht der Kaiserin, die sich zu einer erotischen Beziehung zum personifizierten Tod steigert, verantwortlich gemacht.

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Geschickt ist der Schachzug der Autoren, dass der Mörder der Kaiserin selbst, der von Kurosch Abbasi in seiner ganzen Widersprüchlichkeit dargestellte Anarchist Luigi Lucheni, als Erzähler durch das Stück führt. Gleich zu Beginn stellt er die These auf, er habe die Kaiserin ermordet, weil sie es selber wollte. Alle Szenen, die danach folgen, sollen diese Interpretation dann belegen.

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Genau wie Lucheni ist auch der Tod, ein wahrer Frauenschwarm in Gestalt des Musicaldarstellers Mark Seibert, der ständige Begleiter der Kaiserin. Seibert, der die Rolle früher auch schon oft gespielt hatte, war für den erkrankten Máté Kamarás eingesprungen. Selbstverliebt und siegesgewiss näherte sich der alles andere als abstoßende Gevatter Tod sowohl der Kaiserin als auch später ihrem heranwachsenden Sohn Rudolf. Womit wir schon bei dem wahren männlichen Star des Abends sind. Es ist der zehnjährige Hamburger Schüler Johann Schröger, der seinen ersten Auftritt mit einem Gesangssolo in Anwesenheit des lauernden Todes hinreißend meisterte. Mit Seitenscheitel und Uniform geschmückt faszinierte der kleine Sänger mit einer Professionalität und Liebenswürdigkeit, dass es die anderen Darsteller schwer hatten, dagegen zu konkurrieren.

Roberta Valentini singt mit strahlend eindringlichem Stimmglanz

Später fleht der erwachsene Kronprinz Rudolf (Thomas Hohler) bei seiner Mutter um Hilfe und prallt an der Eiseskälte der verbitterten Monarchin ab. Der Selbstmord Rudolfs in Mayerling war eines der einschneidendsten Erlebnisse in Sissis Leben, von dem sie sich nicht mehr erholen sollte. Die Nürnbergerin italienischer Herkunft, Roberta Valentini, sang die Elisabeth sicher und mit strahlend eindringlichem Stimmglanz. Sie verlieh der Figur aber auch die nötige Schwere und psychische Angeschlagenheit, die zu der verheerenden Spaltung zwischen Lebenslust und Todessehnsucht führte.

Glaubhaft und unheimlich in ihrer Entschlossenheit und Gefühlskälte war Maike Katrin Merkels Darstellung der Kaisermutter Erzherzogin Sophie, die schlimmer als jeder General den Wiener Hof in eine Militärakademie verwandelte. All die Tanzeinlagen von schwarz gefiederten Raben, die den Tod symbolisierten, bis hin zu Hofdamen und Bürgern Österreichs, die an Caféhaustischchen über die Tagespolitik stritten, waren perfekt inszeniert. Und Sylvester Levay, der mit seiner Familie übrigens eine Mietwohnung in Sissis altem Lieblingsschloss Schönbrunn bewohnt, versteht es fantastisch, die Musiknummern des durchkomponierten Musicals so knapp wie möglich zu halten.

Musikalisch waren die Elisabeth-Motive mit dem berühmten Ausspruch „Ich gehör nur mir“ und das Schlussduett zwischen Franz Joseph und Sissi „Wir sind wie zwei Boote in der Nacht“ die sicher stärksten Momente in diesem Musical. Ein Lob gebührt natürlich auch dem Dirigenten Ratan Julian Jhaveri, der das Orchester und die Sänger perfekt und energisch an der kurzen Leine hielt.

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Author: Mrs. Angelic Larkin

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